THANK YOU FOR THE MUSIC – Ein Fotomagazin über die Kölner Clubs und Bars in der Corona Zeit

Philipp Treudt ist eigentlich Gastronom in Köln und betreibt das Scheue Reh, eine Bar am Hans-Böckler Platz in der Innenstadt. Wie viele andere Gastronomen auch, traf ihn die Corona-Krise besonders hart. Kompletter und monatelanger Lockdown mit einer ungewissen Zukunft. Wiedereröffnung mit strengen Auflagen. Er hat noch Glück, denn das Scheue Reh besitzt eine Außengastronomie und konnte so relativ früh wieder zum Kölsch laden.

Bei vielen anderen Gastronomen sieht das heute noch anders aus. Auch die Stadt Köln zählt in diesen Zeiten wohl nicht als ein besonders agiler und lösungsorientierer Partner. Vieles dauert ewig. Ausnahmegenehmigungen stapeln sich. Gefühlt geht es auch als Außenstehender nicht Voran. Philipps Begeisterung für die Kunst und die Fotografie ließ ihn im Lockdown aber nicht den Kopf in den Sand stecken. Er schnappte sich eine Kamera und einen Ringblitz und zog los. Mit seinem Magazin „Thank you for the Music“ gibt Philipp jetzt Einblicke hinter die Türen und Kulissen der seit dem 14. März 20120 geschlossenen Clublandschaft in Köln und gibt Musikern, Gastronomen, Veranstaltern und Besitzern eine Stimme in dieser verrückten Zeit.

Das Crowdfunding läuft noch 15 Tage und kann noch etwas Support gebrauchen. Wer auf Clubs und Fotografie steht, vielleicht auch eine Faszination für Köln hegt, sollte mal vorbeischauen. Ich habe Philipp ein paar Fragen zum Projekt gestellt.

Philipp, wie geht es Dir aktuell? Wie geht es deinen beiden Läden und wie blickst Du in die Zukunft?

Danke der Nachfrage, mir geht es eigentlich ganz gut zur Zeit. Wir haben mit unseren Läden viel zu tun. Durch die für uns alle neue Situation, stehen wir vor vielen, neuen Herausforderungen. Die Krise hat uns gezwungen kreativ zu werden. Wir haben mit unserem Team Baristaschulungen besucht, haben ein Tagesgeschäftskonzept erstellt und versuchen gerade eine Lösung zu finden, wie wir den Winter einigermaßen erträglich gestalten können; für die Besucher, die Mitarbeiter und uns als Inhaber. Wir sind auf einem gutem Weg, wir werden einige Überraschungen präsentieren können. Die Zukunft, tja, die Kristallkugel ist trüb, sehr trüb. Keiner weiß was kommt, wir hoffen alle auf einen Lösungsansatz, wie wir mit Corona leben können. Leider gibt es ihn bisher nicht.

Geht es nur mir so, oder stimmt das Gefühl, dass die Stadt Köln sich aktuell nicht als besonders agil und lösungsorientiert zeigt?

Leider ist es sehr schwierig parallel mit Ordnungsamt, Bauamt und Gesundheitsamt zu arbeiten. Abstimmungsschwierigkeiten und nicht klare Richtlinien sind ein großes Manko, dennoch muss man konstatieren, dass sich die Stadt Köln teilweise stark bemüht. Es gab von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH finanziellen Support, Außenflächen konnten von Gastronomen mit einer Konzession sehr schnell erweitert werden, Gastronomen ohne Konzession gucken leider weiterhin in die Röhre. Gebühren wurden erlassen, eine Gastrokümmerin wurde von der Stadt Köln eingestellt, sie soll zwischen den drei Ämtern und den Gastronomen direkt vermitteln. Dennoch bleiben viele Fragen offen: Was für Bauten dürfen Gastronomen ohne Bauaufsichtsamtgenehmigung aufstellen, was ist mit Wärmestrahlern, was ist mit Windschutz, welche Vorgaben gibt es für Außenmobiliar? Es bleibt sehr spannend.

Wie ist es denn mit den Coronahilfen? Haben Sie Dir geholfen?

Temporär haben sie geholfen. Wie sie final abgerechnet werden weiß ich bis heute nicht und ob wir was zurückzahlen müssen auch nicht. Das ist leider alles sehr schwammig und unbefriedigend.

Am 14. März 2020 hast auch Du deine Läden schließen müssen. Wie hast Du die ersten Tage verbracht?

Stell Dir vor du hättest eine große Fotoproduktion. Du hast ein Studio, dein Equipment ist in einem top Zustand, deine ganze Crew ist bereit loszulegen. Aber dann bekommst du die Ansage, für ungewisse Zeit deine Arbeit nieder zu legen. Da kann man sich einfach nur schlecht fühlen. Ich habe alle Sicherungen ausgeschaltet und habe für fast 6 Wochen die Stadt verlassen.

Wann bist du auf die Idee zu „Thank you for the Music“ gekommen?

Ich arbeite seit langer Zeit ehrenamtlich für die Klubkomm e.V.. Wir hatten anlässlich unseres 10-jährigen Jubiläums im April eine kleine Clubdokumentation geplant die Corona-bedingt ausgefallen ist. Als im Mai klar war, dass eine Öffnung der Clubs absolut nicht realistisch schien, kam mir die Idee, Inhaber und ihre Clubs zu portraitieren. Mir war es wichtig, dass diese vielen wunderbaren Locations nicht in Vergessenheit geraten. Ich hoffe, das werde ich mit meinem Projekt schaffen.

Was fasziniert dich an der Fotografie? Du hättest ja auch ein Videoformat wählen können oder andere Kunstformen?

Mich fasziniert, dass man über bewusst gewählte Bildausschnitte ganz neue Betrachtungsebenen kreieren kann. Gegenstände und Räume werden auf einmal vom Rezipienten ganz anders wahrgenommen. Damit zu Spielen und verschiedene Metaebenen zu öffnen macht mir großen Spaß. Als Fotograf durchschreitest Du Türen, die manch Anderem verschlossen geblieben wären, nicht aus dem Grund, dass ein Fotograf eine wichtige Person wäre; ein Fotograf beschäftigt sich intensiv und lange mit seinem Projekt, sodass er Räume in Form von Bildern öffnet und am Ende der Öffentlichkeit präsentiert. Wenn die fotografische Arbeit dann noch dokumentarisch ist, bin ich direkt Fan. Video ist nicht mein Metier, mich fasziniert natürlich ein Film, aber ich habe einfach keine Ahnung wie man ihn dreht. Für dieses Projekt war mir von Anfang an klar, dass ich am Ende gerne etwas haptisches präsentieren wollte.

Für die Fotografiebegeisterten. Erklär doch einmal mit welchem Equipment du gearbeitet hast und warum?

Lange habe ich mit der Canon 6D (Amazon-Link) gearbeitet. Als ich letztes Jahr die R Serie (Amazon-Link) in den Händen hielt, war ich einfach nur begeistert. Leichter, kleiner und dennoch Vollformat, mit der Möglichkeit die alten Objektive zu benutzen. Perfekt für so ein Projekt. Ich habe nur mit einem 50mm Objektiv (Amazon-Link) gearbeitet. Mit war es wichtig, genau das abzubilden, was das Auge auch tatsächlich 1:1 sieht. Um die fotografierten Objekte mehr in den Vordergrund zu stellen, hab ich mich entschieden alles mit einem Ringblitz zu fotografieren. Ein weiterer Grund für die Entscheidung mit dem Ringblitz zu arbeiten war der Look, ich wollte unbedingt trotz vieler verschiedener Locations eine stringente Bildästhetik präsentieren.

Wie schwer war es für dich als Gastronom Zugänge zu den Clubbetreibern und den Clubs zu bekommen?

Tatsächlich war dies sehr einfach. Alle portraitierten Locations sind Mitglieder der Klubkomm. Demnach hatte ich schnell alle Handynummern und E-Mail Adressen.

Gibt es etwas, was dich besonders durch dieses Projekt bewegt hat? Eine Begegnung? Eine Geschichte oder ein Club?

Die eine Geschichte glaube ich gibt es nicht. Es sind vielmehr die unterschiedlichen Personen, die mich sehr bewegt haben. Jede Person reagiert ganz eigen auf so einen Lockdown. Manche waren traurig, verzweifelt, sahen keinen richtigen Ausweg, andere haben die freie Zeit genossen, Dinge ausprobiert die sie sonst vielleicht nie getan hätten.

Welches Gefühl hinterlassen die entstanden Fotografien bei dir selbst?

Diese Photographien werden mich immer an diese skurrile, nicht greifbare Coronazeit erinnern. Die Bilder geben mir sehr viel Positives, vielleicht war dieses Projekt meine Art Corona zu verarbeiten, auf eine sehr gute Art und Weise. Ich hoffe, die Bilder können ein wenig Zeitgeschichte einfangen.

Am Ende hast Du dich entschieden ein Magazin aus den Fotos entstehen zu lassen. Im Crowdfunding versuchst Du jetzt das Geld für den Druck zusammenzubekommen. Erzähl doch ein bisschen, was dich an einem Magazin reizt und was uns erwarten wird.

Tatsächlich hatte die Idee des Magazins ein Freund von mir. Ich wollte anfänglich ein hochwertiges Fotobuch produzieren. Großflächige Bilder, die für sich alleine sprechen. Mit einem Magazin ist man wesentlich flexibler aufgestellt. Ich konnte Interviewfragen an Besitzer und Besucher einfließen lassen und somit einen Coronabezug herstellen. Künstler kommen ebenfalls zu Wort und verraten uns zum Beispiel, welches ihre Platte sein wird, die sie nach Corona auflegen werden. Der wichtigste Punkt allerdings war der, dass man mit einem Magazin viel mehr Personen erreichen kann, da der Preis viel günstiger ist. Und das war mir bei diesem Projekt sehr wichtig.

Warum sollten Menschen das Magazin unterstützen deiner Meingung nach?

Wir haben 2 Fundingziele. 1. Das Magazin 2. Eine Ausstellung im Helios. Beide Ziele will ich natürlich sehr, sehr gerne erreichen. Fast alle der 26 Locations sind seit dem 14. März 2020 geschlossen. Bis zu diesem Tag verbrachten sehr viele Menschen ihre Freizeit an diesen Orten. Es ist sehr wichtig, dass diese Orte nicht in Vergessenheit geraten und von der Politik und den Kölnern unterstützt werden. Denn ohne diese Orte wäre es sehr trist in Köln.

Zum Abschluss möchte ich Dir für deine Zeit und dein Projekt danken. Ich bin sehr gespannt. Im Gegenzug darfst Du hier ein paar Worte an die Leser richten:

Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere mein Projekt unterstützen würde. Noch viel mehr würde ich mich freuen, Dich als Besucher auf der Ausstellung inklusive Magazinrelease am 22. Oktober im Helios begrüßen zu dürfen. Das ist der angedachte Ausstellungstermin. KölnerInnen stehen zusammen, da bin ich mir sicher.

„Thank you for the music“ ist ein Fotomagazin, welches 26 Kölner Clubs und Bars portraitiert, die nach dem 14. März 2020 ihre Türen schließen mussten. Das Magazin möchte die vom Sterben bedrohte Clublanschaft zurück in die Köpfe der Besucher holen und bietet Einblicke hinter die verschlossenen Türen der Clubs. O-Töne von Clubinhabern, Musikern und Besuchern untermauern die Gefühlslage in Zeiten von Corona.

Über das Projekt „Thank You For The Music“

Hier noch einmal die Fakten zum Foto-Magazin-Projekt Thank You For The Music über die Kölner Gastronomie- und Barszene im Überblick. Das Crowdfunding läuft noch bis zum 30. September und ihr könnt es z.B mit einer Vorbestellung auf Startnext unterstützen.

Finanzierungszeitraum02.09. 11:43 Uhr- 30.09. 23:59 Uhr
Realisierungszeitraumbis zum 22. Oktober 2020
Fundingziel 16.500 Euro
Mit dem Erreichen des Fundingziels wollen wir das Magazin „Thank you for the music“ produzieren lassen.
Fundingziel 29.000 €
Gerne würde wir eine große Ausstellung organisieren und realisieren. Das Geld würden wir für Locationmiete, Prints, Postkarten, PR, Empfang etc. nutzen
KategorieFotografie
StadtKöln
Crowdfunding Fakten zu „Thank You For The Music“

Ein fotografischer Vorgeschmack, was Euch in Thank You For The Music visuell erwartet. Weitere Einblicke, Infos und Updates bekommt Ihr auf der Crowdfunding-Seite des Projekts auf Startnext.


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