Fast pünktlich treffen Moritz und ich uns am Deutzer Bahnhof nur unweit seiner Arbeitsstätte. Er arbeitet bei einem von Kölns großen Fernsehhäusern und macht als freier Mitarbeiter da so einige Sachen für Formate, die ihr wahrscheinlich kennt. Unter anderem sorgt er dafür, dass die Studios und die Studioeinblendungen so aussehen, wie sie das Abends in der Glotze eben tun. Erzählen kann er davon genug. Sein zweites Standbein hat Moritz vor Jahren in der Fotografie gefunden und ist als Hochzeitsfotograf inzwischen gut gebucht. Zielstrebig und mit einer historischen Einführung von Moritz steuern wir die alte Gaststätte Lommerzheimin Deutz an. Uhrig, klein, echt kölsch. Eigentlich eine gute Idee für unser Kölsch, leider aber so voll, dass wir uns kurzerhand zu einer Planänderung entscheiden. Mir ist das Recht, denn unser neues Ziel ist das Trash-Chic in Kalk. Eine Eckkneipe, zu der Moritz eine ganz besondere Verbindung hat. Nach seinem Abi zog der gebürtige Nippeser nämlich direkt nach Kalk, wohnte direkt neben dem autonomen Zentrum und machte in Kalk seinen Zivildienst. Das Trash-Chic war damals sein Stammlokal, welches ihn über die Jahre in Kalk begleitet hat. Schon immer etwas anderes gibt es heute auch vegetarisches und veganes Essen dort. Neben frischem Sünner Kölsch vom Fass. Die Burger im „Handmade“-Look sehen zwar unspektakulär aus, schmecken aber frisch und lecker. Kann man wirklich machen und die beste Grundlage für einen langen Kölschabend. Unweit der Kalker Hauptstraße liegt die Eckkneipe zwar etwas versteckt, ist aber dank der Anbindung mit den Linien 1 und 9 wirklich gut zu erreichen.
Als wir im Trash-Chic endlich angekommen sind und nach unserem Essen auch den gesamten Rundtisch für uns haben, landen wir schnell bei Moritz’s großer Faszination fürs Reisen. Von Tansania bis Cuba hat er fast alles gesehen, obwohl er nicht mal eine echte Travel-Bucket-List hat. Das macht er mindestens einmal im Jahr mit seiner Frau. Für einige Wochen weg, Reisen, andere Kulturen kennenlernen. Oder mit seinen Kumpels auf dem Motorrad durch Europa cruisen. Die Zeit dafür findet er vor allem durch seine relativ frei wählbaren Arbeitszeiten. Freunde und Familie waren ihm schon immer wichtig, dass er sie heute so gut unter einen Hut bekommt, macht ihn noch glücklicher. Immer wieder landen wir auch bei seiner Pfadfinderjugend, die ihn bis heute begleitet. Trotz aller Klischees haben sich viele seiner Freundschaften dort gegründet. Zwar sind heute viele der Jungs im Land verteilt, trotzdem ist der Kontakt zu den Jungs von damals bisher nie abgerissen. Ein bisschen so wie das Trash-Chic, wo er auch Jahrzehnte nach seinem Zivildienst noch erkannt wird, obwohl er es nicht mehr so häufig hier herschafft. Wir bleiben einige Stunden in der Kneipe und ich erfreue mich an vielen seiner Reisegeschichten, bevor wir wieder in Richtung Heimat aufbrechen. Er wohnt mit seiner Frau nämlich inzwischen in der Südstadt.
Dein erstes Kölsch hast Du wann getrunken?
Ich war vielleicht 12 und habe mir aus dem Kölschkasten meines Vaters eins stibitzt – fand ich damals ziemlich ekelig.
Deine Lieblingskölsch Sorte heißt?
Mühlen – damit bin ich quasi aufgewachsen
Das leckerste Kölsch gibt es deiner Meinung nach wo?
Da halte ich es mit Elliot Erwitt: das beste Kölsch ist immer das Kölsch das man dabei hat. (solange es kalt ist)
Wann lässt sich Kölsch am besten trinken?
Immer, aber in Gesellschaft schmeckt es am besten.
Flasche oder Glas?
Unterwegs Flasche, im Sitzen Glas
Mit was verbindest du Kölsch als erstes?
Heimat und Nachdurst
Deine schönste Kölscherinnerung?
Da gibt es viele – als Beispiel: in Istanbul haben wir in einer Kneipe eine Leuchtreklame für Gaffel-Kölsch entdeckt und versucht eins zu bestellen. Wir haben dann einen Kaffee bekommen.
Kölsch: Sünner Kölsch in der Kölschstange für 1,20
Wo: das Trash-Chic
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