Dieses Mal geht es zum Chlodwigplatz, wo ich mit Martin auf ein Kölsch verabredet bin. Er wohnt zusammen mit seiner Frau in einer Seitenstraße des Chlodwigplatzes, Altbau natürlich. Dort soll ich ihn abholen. Hier ticken die Uhren noch etwas anders. Echter Albau eben. Martin ist gerade dabei den Ofen im Wohnzimmer anzufeuern, mit dem die beiden ihre Wohnung heizen. Das Holz wird im Keller des Hauses gelagert, dort liegt auch die Axt, um es zu verarbeiten. Einen Fernseher suche ich vergeblich, dafür gibt es direkt am Ofen zwei gemütliche Lesesessel. An der Wand hängt ein riesiger Rahmen mit Albumcover des letzten Gold-Releases, denn Martin arbeitet inzwischen schon seit 15 Jahren für das Kölner Musiklabel Rootdown. Seine Musikaffinität hat ihn auch vor Jahren in dieses Haus gebracht, als unten noch einen Plattenladen war, neben dem er gewohnt hat. Immer dann, wenn mal wieder eine Wohnung im Haus frei wurde, zog es ihn Etage für Etage nach oben. Der Plattenladen ist inzwischen Geschichte und Martin wohnt inzwischen im dritten Stock. Als der Ofen brennt, ziehen wir weiter in Richtung Gaffelstube. Die liegt direkt am Chlodwigplatz, wo Martin einen Tisch für uns reserviert hat.
Bei klassischer kölscher Küche in rustikalem Ambiente erzählt mir Martin von seiner Jugend in Bonn, wo er aufgewachsen ist und auch viele seiner prägendsten Jahre verbracht. Damals wie heute fand er das super. Die Nähe zu Köln war am Wochenende stets gut zum Feiern und unter der Woche war alles etwas überschaubarer und nicht gleich so groß wie Köln. Für eine behütete Kindheit eigentlich perfekt. Ausgeglichen hat er das dann mit einer Souterrain-WG direkt am Bonner-Bahnhof. Seine Geschichten von dieser Zeit können einen ganzen Abend füllen und sorgen immer wieder für großen Unterhaltungswert. Wenn er zum Beispiel davon erzählt, wie sich mal wieder ein Betrunkener zu später Stunde in die WG verirrte, weil er fehlgeleitet vom Licht ein etwas anderes Etablissement erwartet hat. Die Zeiten sind inzwischen lange vorbei. Vielleicht fühlt er sich gerade deswegen am Chlodwigplatz auch so wohl, wo alles fußläufig zu erreichen ist und im Vergleich zur Bonner WG deutlich ruhiger. Als wir fertig mit dem Essen sind, entschließen wir noch etwas weiterzuziehen. In der Kulturkirche in Nippes ist heute eins von unzähligen Konzerten und wir schauen Mal vorbei, mit entschiedenem Willen bekomme ich Martin ausnahmsweise sogar dazu, Kölsch aus den Plastikbechern der Location-Bar zu trinken. So etwas vermeidet er nämlich so gut es geht. Er muss das wissen. Hier und da gibt es noch ein bisschen Kölsch und der Abend wird länger als erwartet, wie das mit den Kölschabenden halt immer so ist.
Dein erstes Kölsch hast Du wann getrunken?
1991 – 1 Sixpack, 3 (zu junge) Jungs und die Tischtennisplatte auf unserem Schulhof (Nachmittags!). Ich glaube es hat keinem geschmeckt, aber zugegeben hat es auch keiner.
Deine Lieblingskölsch Sorte heißt?
Ich kann mich zwischen Gaffel & Reissdorf nicht entscheiden.
Das leckerste Kölsch gibt es deiner Meinung nach wo?
Generell in den Brauhäusern. Kalt, frisch, schnell..
Wann lässt sich Kölsch am besten trinken?
Im Sommer! Kalt, frisch, schnell..
Flasche oder Glas?
Glas (im vertrauten Etablissement)
Mit was verbindest du Kölsch als erstes?
„Dis wo ich herkomm“
Deine schönste Kölscherinnerung?
1 Sixpack, 3 (zu junge) Jungs und die Tischtennisplatte auf unserem Schulhof (Nachmittags!). Ich glaube, es hat keinem geschmeckt, aber zugegeben hat es auch keiner.
Kölsch: Gaffel Kölsch aus der Kölschstange für 1,40 Euro
Wo: Gaffelstube
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