Nippes gehörte in meiner Wahrnehmung nie zu den Kölnervierteln, von denen man erzählt, wenn man abends eine Runde durch die Kneipen geht. Trotzdem vertraue ich meinem heutigen Gesprächspartner blind. An der Florastraße in Nippes treffe ich André, der natürlich mit dem Fahrrad gekommen ist. Zwar ist es kein Fixie, denn das steht gut behütet im Hof, aber es ist eben ein Drahtesel. André liebt Sport für den zweifachen Familienvater ist das ein guter Ausgleich zu seiner Arbeit als Animation-Artist. Schon nach seinem Studium machte sich André selbstständig und ist es auch heute noch – als sogenannter Motiondesigner. Er erweckt unter LeBeat Zeichnungen digital zum Leben und gibt ihnen nicht nur das passende Aussehen, sondern auch den entsprechenden Charakter.
Damals zog er mit seiner Freundin und heutigen Frau auch nach Köln – direkt nach dem Studium. Inzwischen kennt er einige Ecken und Kneipen, in der das Kölsch noch klassisch zelebriert wird. An diesem Abend hat sich André für den Heimathirschen entschieden, der sich selbst in der Woche zu später Stunde noch ordentlich füllt. Unscheinbar zwischen Wohnhäusern und größeren Kneipen führt eine steile Treppe durch einen kleinen Flur direkt an die Bar. Als wir eintreffen, ist es bereits sehr dunkel und mehr Licht sehen wir in der gewölbeartigen Kneipe den Abend über auch nicht. Dafür füllt sich der Keller mit zunehmender Stunde mit immer mehr Menschen, die ihr frisch gezapftes Früh genießen.
Lange dauert es auch nicht, bis wir passionierten Mützenträger von der Seite angequatscht werden – so wie man es in Köln erwartet und irgendwie auch zu lieben lernt. Über Bier quatsche ich mit André schlussendlich gar nicht, denn mit André kann man wunderbar über viel mehr reden. Seine Familie, Technologie, Nachhaltigkeit, Konsum, die Verantwortung den eigenen Kindern gegenüber oder den Spaß an der Fotografie, die er hobbymäßig betreibt und die 2014 sogar in seinem ersten eigenen und über Crowdfunding-finanzierten Buch „Faces of Longboarding“ mündete.
Nach ein paar Stunden stoßen wir auf das letzte Kölsch an und probieren noch einen der unfassbar leckeren Lakritzschnäpse des Hauses, während sich der Heimathirsch kontinuierlich gefüllt hat. Als wir den Heimathirsch wenig später durch die steile Treppe wieder verlassen haben, schwingt sich André auf seinen Drahtesel und ich steige an der Florastraße wieder in meine Bahn.
Dein erstes Kölsch hast Du wann getrunken?
Puuh. Lange her, 2000 etwa. Ich habe ja in Bielefeld gewohnt und bin dann nach Köln zu nem Freund in die WG gezogen. Da wird das wohl gewesen sein.
Deine Lieblings-Kölsch-Sorte heißt?
Mühlen Kölsch
Das leckerste Kölsch gibt es deiner Meinung nach wo?
Am Rhein oder im Park mit Freunden.
Wann lässt sich Kölsch am besten trinken?
Nachm Skaten oder nach 80 Kilometern aufm Rad.
Flasche oder Glas?
Flasche
Mit was verbindest du Kölsch als erstes?
Köln
Deine schönste Kölscherinnerung?
Ich habe wirklich schöne Erinnerungen an die Zeit, als der Brüsseler Platz noch von ner handvoll Skatern und Sprühern bevölkert wurde und wir uns im Kiosk unser Kölsch geholt haben.
Kölsch: Früh Kölsch aus der Kölschstange für 1,50
Wo? Heimathirsch (http://liveimheimathirsch.jimdo.com)
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